ULRICH HAKEL, ANDREAS HOFER, OLAF METZEL

Kuratiert von Stefan Bidner
Es klingt wie ein All-Star-Treffen, wenn die drei Künstler
ULRICH HAKEL (Jg. 1973),
ANDY HOPE 1930 (Jg. 1963)
&
OLAF METZEL (Jg. 1952)
gemeinsam und doch für sich in situ die Räumlichkeiten des Kunstraum Innsbruck bespielen. Drei Künstlerper-sönlichkeiten, drei Generationen, drei Freundschaften, eine (Super)Vision mit dem Titel Renaissance der leeren Hand. Man darf gespannt sein, wenn die oft brachiale Kunst Olaf Metzels, die expressive, comic-hafte Bildrhetorik Andy Hopes 1930 und die überbordende, hip-hop-ästhetische Wandmalerei Ulrich Hakels zusammentreffen und ein Ganzes bilden.
Der Kunstraum Innsbruck bietet das ideale Forum für diese Art von Experiment, fernab von Galerie- und Museumszwängen, und das Ergebnis stellt im wahrsten Sinne die Wiedergeburt aus der leeren Hand der Künstler hin zur ephemeren weil einzigartigen Rauminsze-nierung dar. Ob der Titel der Ausstellung Renaissance der leeren Hand auf den einsamen Moment des Künstlers verweist, wenn er vor der leeren, weißen Wand steht, oder aber laut Ulrich Hakel einen Koan* darstellt, lassen die Künstler offen.
Das Sujet der Einladungskarte zeigt eine Fotografie aus den Gallerie dell'Accademia in Venedig mit einer Verkündigungsszene von Veronese, und hier könnte ein kunst-historischer Konnex interpretiert werden. Einen zentralen Begriff der bildenden Kunst der Renaissance in Italien stellt das disegno (ital.) dar, von lat. designare (bezeich-nen, zeichnen, im Umriss darstellen), was soviel bedeutet wie Zeichnung, im Sinne einer künstlerischen Idee, eines Entwurfs, eines geistigen Konzepts, jedoch in einem religiösen Kontext. Insbesondere der Einfluss der Säkularisierung und der Kunstaka-demien im 19. Jahrhundert reduziert den Renaissancebegriff des disegno auf die Qualität eines Hilfsmittels hin zu wirklichen Werken. Wie weit nun diese und jene Interpretationen und Kommentare die Kunstbetrachtung angesichts der Gemeinschaftsarbeit unterstützend aufklären, sei dahingestellt. Doch eines wird jetzt schon klar. Es erwartet uns ein komplexes, vielschichtiges und spannendes Werk. Im Weiteren ergänzen die Künstler ihre Wandarbeiten im Hauptraum mit neuen Papierarbeiten (Format A1) im Projektraum/Kunstraum Innsbruck, welche auf die Wände collageartig appliziert und als signierte, limitierte Kunstdrucke editiert werden.
Text: Stefan Bidner
* Ein Koan ist ein Zen-Rätsel, dessen Lösung zur unmittelbaren Erfahrung der Erleuchtung führt, weil die Grenzen des logischen Denkens durchbrochen werden müssen. Diese Zen-Technik ist bereits Jahrhunderte lang erprobt und bewährt, erfordert jedoch ein absolutes Loslassen von herkömmlichen Denkstrukturen. (http://members.chello.at/reni/zen/koan.htm)
ULRICH HAKELS
(geb. 1973 in München) Oeuvre weitet sich, ausgehend von der klassischen Handzeichnung, auf ein konzeptuelles und formales Repertoire in Form von Malerei, Skulptur und Installation aus. Seine Bildwelten sind Ausdruck der Auseinandersetzung mit den komplexen Strukturen und Systemen des Lebens. Ein zentrales Motiv in Hakels Werk ist das Moment des menschlichen Scheiterns an allzu konkreten Machtstrukturen und Medienwelten. Das Dilemma des Individuums in diesem Gefüge ist jedoch nicht ausweglos. Hakels Bildsprache konfrontiert den Betrachter zwar mit den Zwängen gesellschaftlicher Systeme, bricht diese aber zugleich unter Einbeziehung von Comic-Elementen und freier zeichnerischer Geste auf. Charakteristisch für seine Arbeiten ist die Erschaffung eines offenen Bildraumes. Motive aus der medialen Informationsflut und Trivialkultur korrespondieren spielerisch mit leichthändig ausgeführten Strichen, Farbflächen und Fantasiefiguren.
(http://artnews.org/artist.php?i=1193)
In seinen Gemälden, Zeichnungen, Collagen, raumgreifenden Installationen
und Filmen etabliert der in Berlin lebende Künstler
ANDREAS HOFER
(geb. 1963 in München) eine vielschichtige Bild- und Sprachwelt, die von mitunter surrealen Figuren und mythischen Zeichen bevölkert wird. In expressivem Malgestus, mit den Fingern aufgetragen, mit Filzstift gezeichnet oder mit kryptischen Textelementen und Zeitungsausschnitten versehen, tauchen in seinen Arbeiten immer wieder Helden der Popkultur, Film- und Kunstgeschichte auf, die Hofer in einer Bildrhetorik mit monströsen Gegenspielern aus Comics, Historienmalerei und modernen Mythologien verbindet. In den so entstehenden fiktionalen Beziehungen scheinen Konfliktlinien zwischen gesellschaftlichen Utopien und Individualismus ebenso auf wie existierende Gewaltmechanismen. (http://www.textezurkunst.de/editionen/andreas-hofer/)
OLAF METZEL
(geb. 1952 in Berlin) greift in ortspezifischen Installationen immer wieder zeitgeschichtliche, häufig explizit politische Themen auf und erregt damit vor allem im öffentlichen Raum Aufsehen. Gefährdung, Bedrohung oder Zerstörung ist nicht nur wiederkehrendes Motiv von Metzels Arbeiten, sondern gleichermaßen ästhetisches Programm und bildhauerische Technik. Viele Installationen scheinen aus Akten der Gewalt – Kämpfen oder Explosionen – hervorgegangen zu sein und bestehen aus Fragmenten und Trümmern alltäglicher Gebrauchsgegenstände wie Fahrradständern, Glas oder Stühlen. Spannung beziehen Metzels Skulpturen, die häufig aus Stahl oder Beton bestehen, nicht zuletzt aus dem Gegensatz zwischen der Schwere des Materials und einem optischen Eindruck von Leichtigkeit: Als filigrane, transparente, hoch aufgetürmte und fragile Spiral- oder Gitterstrukturen halten sie ein prekäres, von stetem Kollaps bedrohtes Gleichgewicht. (http://www.synagoge-stommeln.de/)