THE BEAUTY OF INTIMACY.
Mit rund 200 Arbeiten von 59 Künstlern aus 18 Ländern bietet die Ausstellung The Beauty of Intimacy – Lens and Paper - einen internationalen Querschnitt durch das zeitgenössische Kunstschaffen. Es wurden ausschließlich Arbeiten ausgewählt, die sich unter den Stichworten Lens and Paper zusammenfassen lassen. Arbeiten auf Papier und solche, die mit Hilfe einer Linse gemacht wurden, also Fotografien, Videos und Filme. Im Zentrum der meisten Arbeiten steht der Mensch und damit das Menschenbild, das sowohl in Porträts wie auch in szenischen Entwürfen immer wieder hinterfragt wird. Die Schau kann als “Zeitbild” gelesen werden, weil alle gezeigten Werke in den vergangenen zwanzig Jahren, die meisten sogar nach 1990 entstanden sind.
The Beauty of Intimacy versammelt Kunstwerke, die einen Gegenentwurf zu den objekt- oder handlungsbezogenen Bildern darstellen, mit denen die Werbung und die Unterhaltungsindustrie den Betrachter überfluten. Der Mensch erscheint nicht als soziales Wesen oder kommunizierendes Subjekt. Gezeigt werden vereinzelte, isolierte Figuren (Lothar Hempel, Hellen van Meene), Metamorphosen des Menschlichen (Angus Fairhurst, Fabrice london Hybert), Behausungen der Leere (Rachel Whitread). Wenn überhaupt narrative Momente aufgegriffen oder Kontexte angeboten werden, so sind diese widersprüchlich oder zumindest uneindeutig. Gerade in dieser semantischen Unverbundenheit aber, die als Ergebnis sorgfältiger Konstruktion begriffen werden muss, liegt die Virulenz und Aktualität der gezeigten Arbeiten. Sie verweigern sich einer eindeutigen Lesbarkeit, indem sie alle zeitlichen und räumlichen Orientierungspunkte auf ein Minimum reduzieren und dadurch bewusst eine Distanz zwischen dem Rezipienten und der abgeschlossenen Entität des Bildgegenstands aufrechterhalten.
Die dadurch ausgelöste Irritation, der Eindruck, unsichtbarer Betrachter einer intimen Szene zu sein, die aber gleichzeitig keinerlei Befriedigung des voyeuristischen Blicks in Aussicht stellt, ist Teil der Strategie der Bilder. Mit ihnen konfrontiert, gewahrt der auf die Maximierung produktiver Effizienz ausgerichtete Zeitgenosse das Versagen seiner angelernten Beurteilungskategorien. Was sich hinter der schützenden zweiten Haut, dem Image, verbirgt, das durch Haltung, Kleidung, Haarschnitt und Styling der Dargestellten angedeutet wird, bleibt offen. Das Thema ist nicht die Sinnsuche des um eine Selbstdefinition bemühten Individuums. Zeitzeugen sind die Dargestellten vielmehr gerade aufgrund ihrer fast marionettenhaften Passivität. In sich versunken oder auf ein äußeres Geschehen wartend, scheinen sie aus dem Lauf der Zeit herausgehoben. Diese Entrücktheit ist ein Aspekt der Beauty of Intimacy, weil sie scheinbar dem Augenblick Dauer verleiht und damit das inhaltlich nachvollzieht, was die Künstler auf dem Papier und mit Hilfe der Kamera Wirklichkeit werden lassen.
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gemeentemuseum Den Haag und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Konzept und Realisation: Carel Balth, Vreeland
KÜNSTLERINNEN (AUSWAHL)
Vanessa Beecroft, Rineke Dijkstra, Damien Hirst, Shirin Neshat, Wolfgang Tillmans, Rosemarie Trockel u.a.