Ausstellung
27.06.25, 19:00 – 28.08.25, 18:00

MICHAELA SCHWARZ-WEISMANN

MOMENTUM US
Michaela Schwarz-Weismann, togetherness, Öl auf Leinwand, 2025.

Kuratiert von Ivana Marjanović, in Zusammenarbeit mit Magdalena Saxer

Michaela Schwarz-Weismann erforscht die Kontaktimprovisation als experimentelle Tanzform, die Körper in unerwartete Verbindungen und Bewegungsabläufe bringt. In ihrer neuen Gemäldeserie setzt sie sich mit der Komplexität menschlicher Beziehungen auseinander. Die Kunstwerke scheinen über Themen wie Nähe und Distanz in der Gesellschaft, Kollektivität und Isolation, Handlungsspielraum, Fürsorge und dem Konzept der safer spaces zu reflektieren. Schwarz-Weismann arbeitet mit großformatiger figurativer Malerei in einer expressiven, leicht abstrahierten Weise und verwendet dafür eine warme Farbpalette mit leuchtenden Effekten. In den Ölgemälden wird die Dynamik menschlicher Interaktion untersucht, die auf poetische Weise gesellschaftliche Werte wie Sanftheit, gegenseitige Unterstützung und respektvollen Austausch beschwört.

 

FR 27.06.25

19:00 Ausstellungseröffnung 
Michaela Schwarz-Weismann / Dauerperformance Tamara Maksymenko & Olena Polianska
Begrüßung durch Daniela Lanziner Mühlberger (Obfrau), Magdalena Saxer (kuratorische Assistentin), Michaela Schwarz-Weismann (Künstlerin)

19:30 Meet & greet Florian Waldvogel (interimistischer künstlerischer Leiter)

20:00 KUNSTRAUM INNSBRUCK Sommerfest LET'S DANCE (Arkadenhof)
Konzert, DJ, Performance

 

Ein Contact-Improvisationstanzworkshop, geleitet von Tamara Maksymenko in Zusammenarbeit mit Michaela Schwarz-Weismann, fand im Februar 2025 im Kunstraum Innsbruck statt und diente als Ausgangspunkt für Michaela Schwarz-Weismanns neueste Bildserie mit dem Titel momentum us.


Contact Improvisation (CI) ist eine Tanzform, die die Interaktion von Körpern durch Berührung, geteiltes Gewicht, Schwerkraft und Intuition erforscht. Wie der Name bereits andeutet, betont sie dynamische Interaktionen, bei denen spontane Bewegungen eine offene Herangehensweise fördern. Diese Form beinhaltet einen kontinuierlichen physischen Kontakt zwischen den Tänzern (die oft sowohl erfahrene Künstler*innen als auch Anfänger*innen sind), was ein Maß an Intimität zwischen Fremden ermöglicht, das weit über die konventionellen Grenzen menschlicher Interaktionen hinausgeht. Die Praktizierenden in dieser Tanzgemeinschaft tragen die Hauptverantwortung dafür, ein Umfeld zu schaffen, das persönliche Grenzen sowie das Bedürfnis an Nähe und Rückzug respektiert und sicherstellt, dass kein Missbrauch stattfindet.

Indem sie ihre Erfahrung in der Contact Improvisation als Katalysator für die Schaffung neuer Bilder nutzt, fängt Michaela Schwarz-Weismann diese flüchtige Kunstform nicht nur ein, indem sie sie in „statische“ Bildkompositionen übersetzt, sondern reflektiert zugleich über eine Reihe von Themen, die das Erlebnis auf eine breitere systemische, soziale und existenzielle Ebene heben. Ihr Ziel ist es nicht zu dokumentieren, sondern das befähigende Potenzial dieser künstlerischen Praxis und der zwischenmenschlichen Dynamiken, die sie fördert, zu übersetzen – mit Reflexionen über Themen wie Fürsorge, „Pleasure Activism“ (Lustaktivismus), die Schaffung sicherer Räume, aber auch über sowie über grundsätzliche Fragen körperlicher Nähe und Berührung. In diesem Kontext wird Kunst zu einer Form sozialer Handlungspraxis: Sie ist nicht mehr ein persönliches Unterfangen, sondern ein kollektives, das der Gesellschaft dient, indem es Menschen zusammenbringt und Gemeinschaften bildet. Das Thema des Verbindens durch Sanftheit – und die Möglichkeit ihres Scheiterns – ist eines der zentralen Anliegen von Schwarz-Weismanns Kunstwerken.

Im Gegensatz zu einigen Maler*innen in der Kunstgeschichte, die Tänzer*innen mit einem Fokus auf Bewegung und die Anmut des Körpers darstellten, beschäftigt sich Schwarz-Weismann mit einer anderen Fragestellung. Wie sie sagt:
„Meine Arbeit untersucht die komplexen Dynamiken menschlicher Verbindung – wie wir aufeinander angewiesen sind, miteinander verschmelzen und voneinander geprägt werden. Durch figurative Abstraktion erforsche ich die Spannung zwischen Individualität und Interdependenz, indem ich Körper darstelle, die sich verweben, sich überschneiden oder in Nähe existieren, was den Zug und Druck von Beziehungen widerspiegelt.“

In diesen Gemälden tauchen Figuren auf und lösen sich wieder auf, manchmal fragmentiert, manchmal ganz – und spiegeln die Fluidität emotionaler und physischer Bindungen wider. Farbschichten, Textur und Form symbolisieren die Komplexität von Abhängigkeit, Vertrauen und Verwundbarkeit. Jedes Werk lädt die Betrachtenden ein, die Natur der Verbindung zu hinterfragen: Wie unterstützen wir uns gegenseitig? Wo enden wir und wo beginnt der/die andere?“*

Schwarz-Weismanns Ölgemälde, die sich auf eine erweiterte und konzeptionelle Weise mit dem Porträt auseinandersetzen, zeichnen sich durch eine leuchtende Farbpalette von glühender Qualität aus. In einigen Fällen werden zusätzliche Materialien – wie Kreide oder Kreppbandausschnitte – verwendet, um diese leuchtenden Effekte zu verstärken. Ihre Gemälde sind realistisch in ihrer detaillierten und präzisen Darstellung figurativer Formen, zugleich aber auch tief ausdrucksstark, indem sie die emotionale Intensität der Subjekte, deren Erfahrungen und Interaktionen vermitteln. Der leuchtende Effekt, der von den Bildern ausgeht, visualisiert unsichtbare Phänomene und deutet auf die Vitalität lebender Materie sowie die durch (nonverbale) Interaktion erzeugte Energie hin. Die malerische Technik von Schwarz-Weismann betont das tiefgreifende Potenzial menschlicher Verbundenheit. Ihre expressive-realistische Pinselarbeit stellt menschliche Figuren gelegentlich auf abstraktere Weise dar und schafft Szenen voller symbolischer Gesten. Vor monochromen Hintergründen erhalten diese Porträts kollektiver Körper eine monumentale Qualität.

Während einige von Schwarz-Weismanns früheren feministischen Projekten sich auf bedeutende historische Figuren konzentrierten, die in politische und soziale Veränderungen involviert waren, oder auf die Neudeutung von Episoden aus der Geschichte der Frauenunterdrückung, betont ihr aktuelles Werk die Rolle menschlicher Handlungsfähigkeit im Aufbau von Beziehungen. Gleichzeitig bleibt sie sich der Zerbrechlichkeit dieser Beziehungen bewusst, die oft durch soziale Starrheit und Härte bedroht werden, wodurch es zu Gewalt und Machtmissbrauch kommen kann. Wie sie sagt: „Indem wir es wagen, sanft zu sein, öffnen wir uns für tiefere Verbindungen – miteinander, mit der Natur und mit den stillen, kraftvollen Kräften, die uns prägen.“

Schließlich wird die neue Bilderserie momentum us von einigen früheren Werken begleitet, nämlich von Schwarz-Weismanns Pflanzenbildern. Diese zeigen die blühende Pflanze Myrtus communis (Gemeine Myrte), die für ihre heilenden Eigenschaften und ihre mythologische Symbolik bekannt ist. Die Myrte, die mit Venus, der römischen Göttin der Liebe und Schönheit, assoziiert wird, galt als heiliges Symbol der Liebe und wurde häufig in Kränzen und dekorativen Motiven verwendet.

Quellen:
maree brown, adrienne (Hrsg.), Pleasure Activism: The Politics of Feeling Good, AK Press, 2019

Michaela Schwarz-Weismann, Dare to be Soft, 2025
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WEBSITE MICHAELA SCHWARZ-WEISMANN

Text: Dr.in Ivana Marjanović

ÜBER DIE KÜNSTLERIN
Michaela Schwarz-Weismann wurde in Innsbruck geboren und lebt in Wien. Nach dem Studium der Architektur und des Designs an der Universität für angewandte Kunst in Wien studierte sie Malerei am Royal College of Art in London. Michaela Schwarz-Weismann hat sowohl lokal als auch international in verschiedenen Kunstinstitutionen und -festivals ausgestellt - unter anderem bei Parallel Vienna, Grubeck Contemporary Wien, Künstlerhaus Wien, Kunstpavillon und Neue Galerie der Tiroler Künstler*innenschaft, im Vektor, Hall in Tirol, Soo Contemporary, Teheran, und Scotty Space, Berlin.

VERANSTALTUNGEN WÄHREND DER AUSSTELLUNGSZEIT

EVENT
27.06.25, 20:00
KUNSTRAUM INNSBRUCK SOMMERFEST 2025
LET'S DANCE
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FÜHRUNG
03.07.25, 18:00
FÜHRUNG 
MIT MICHAELA SCHWARZ-WEISMAN
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PERFOMANCE
08.08.25, 19:30
Shall We Talk - the teachers of the SOLO & CI Tyrol Festival 2025
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VORBEREITENDER WORKSHOP
SA, 08.02.25, 16:00 – 19:00
CONTACT IMPROVISATION (DANCE) 
WITH TAMARA MAKSYMENKO 
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