Ausstellung
06.12.25, 19:00 – 21.02.26, 15:00

CLÉMENT COGITORE & ANDRZEJ STEINBACH

Links: © COGITORE Clément, Les Indes Galantes, 2017, Video, Colour, 6 min. Production : Opéra national de Paris - 3° scène / Les Films Pélléas. Choreography : Brahim Rachiki, Igor Carouge, Bintou Dembele. Courtesy of the artist, Chantal Crousel Consulting, Paris (FR) and Reinhard Hauff Gallery, Stuttgart (DE); Rechts: © Ohne Titel (Figur I, aus der Serie "Figur I, Figur II"), 2015, Courtesy Andrzej Steinbach und VG-Bildkunst Bonn

kuratiert von Sofia Ohmer & Florian Waldvogel

FR 05.12.25, 19:00 ERÖFFNUNG


Clément Cogitore und Andrzej Steinbach gehören zu einer Generation von Künstler:innen, die sich kritisch mit Fragen von Identität, Repräsentation und gesellschaftlicher Wirklichkeit auseinandersetzen. Trotz unterschiedlicher medialer Schwerpunkte weisen ihre Arbeiten inhaltliche und methodische Berührungspunkte auf, die eine vergleichende Betrachtung lohnenswert machen.

Andrzej Steinbach (* 1983 in Polen) ist vor allem für seine fotografischen Serien bekannt, in denen er die Konstruktion von Identität und deren visuelle Repräsentation analysiert. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine reduzierte, präzise Ästhetik aus, in der Modelle in neutralen Räumen posieren und dabei soziale Codes, Kleidung und Gestik als Mittel der Selbstinszenierung sichtbar werden. Steinbach interessiert sich für die Ambivalenzen des Subjektseins und hinterfragt gesellschaftlich normierte Zuschreibungen. Seine Porträts der Serie Figur I und Figur II (2013/14) sind dabei weniger psychologische Studien als vielmehr analytische Bildräume, in denen sich Körper, Blicke und Kleidung zu einer Art visueller Grammatik gesellschaftlicher Rollen verdichten. In der Tradition einer konzeptuellen Dokumentarfotografie verortet, dekonstruiert er stereotype Darstellungen und verweist zugleich auf die Fragilität und Wandelbarkeit sozialer Identitäten.

Demgegenüber arbeitet der französische Künstler und Filmemacher Clément Cogitore (*1983 in Frankreich) medienübergreifend mit Fotografie, Film und Videoinstallation. Seine Werke bewegen sich im Spannungsfeld von Fiktion und Dokumentation, wobei er oft historische, politische und mythologische Ebenen miteinander verschränkt. Cogitores künstlerischer Ansatz ist narrativ und visuell komplex; seine Arbeiten sind häufig von einer dichten, symbolisch aufgeladenen Bildsprache geprägt. Themen wie Erinnerung, spirituelle Praktiken, Machtverhältnisse und kulturelle Konflikte bilden den inhaltlichen Kern seiner Werke. Besonders eindrücklich zeigt sich sein Interesse an kollektiven Ritualen und sozialen Dynamiken in der Arbeit Les Indes Galantes (2017), in der er die Grenzen zwischen zeitgenössischer Gesellschaft und archaischen Strukturen auslotet. Diese Arbeit sowie der Film Tahir (2012) werden im Kunstraum Innsbruck zum ersten Mal in Österreich gezeigt.

Während Steinbach auf formale Reduktion und Analyse gesellschaftlicher Codierungen setzt, operiert Cogitore mit einer vielschichtigen Ästhetik, die historische Tiefenschichten und gegenwärtige Brüche sichtbar macht. Beide Künstler eint das Interesse an der Darstellung gesellschaftlicher Ordnungen und deren Fragilität, doch unterscheiden sie sich deutlich in der Wahl ihrer Mittel und in der Art der Bildinszenierung: Steinbachs Arbeiten sind leise, konzentriert und reflexiv, während Cogitores Werke eher episch, visuell überbordend und inhaltlich komplex angelegt sind.

In der Gegenüberstellung von Steinbach und Cogitore werden zwei künstlerische Positionen vertreten, die über ihre spezifischen Medien hinaus gesellschaftliche Debatten reflektieren und zugleich neue Perspektiven auf Fragen von Repräsentation, Erinnerung und Identität eröffnen.