Ausstellung
26.02.08 – 29.03.08

CHRISTOPH SCHLINGENSIEF

DER KÖNIG WOHNT IN MIR
Kunstraum Innsbruck, Ausstellungsansicht: DER KÖNIG WOHNT IN MIR CHRISTOPH SCHLINGENSIEF, 2008, Foto: Florian Schneider, 2008.

CHRISTOPH SCHLINGENSIEF

geboren 1960 in Oberhausen, Deutschland. Anfang der 80er Jahre arbeitet Schlingensief als Assistent von Prof. Werner Nekes und dreht erste eigene Kurzfilme. Seinem Filmverständnis verleiht er erstmals mit der TRILOGIE ZUR FILMKRITIK (1983/84) Ausdruck. Sie trägt den für Schlingensiefs Filmschaffen bis heute prägenden Untertitel FILM ALS NEUROSE und besteht neben zwei Kurzfilmen aus seinem ersten Langfilm TUNGUSKA - DIE KISTEN SIND DA (1984).

Einer großen Öffentlichkeit wird Schlingensief mit der zwischen 1989 und 1992 entstehenden DEUTSCHLANDTRILOGIE bekannt, die sich aus den Filmen 

100 JAHRE ADOLF HITLER - DIE LETZTEN STUNDEN IM FÜHRERBUNKER,
DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER und
TERROR 2000 - INTENSIVSTATION DEUTSCHLAND zusammensetzt.

An der Volksbühne Am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin unter Leitung von Frank Castorf debütiert Schlingensief 1993 mit 100 JAHRE CDU - SPIEL OHNE GRENZEN als Theaterregisseur. Neben weiteren Arbeiten als Hausregisseur (u.a. KÜHNEN `94, ROCKY DUTSCHKE ´68, SCHLACHT UM EUROPA) verwirklicht er ab 1997 aktionistische Projekte außerhalb des Theaters, u.a.

PASSION IMPOSSIBLE - 7 TAGE NOTRUF FÜR DEUTSCHLAND (1997) und
MEIN FILZ, MEIN FETT, MEIN HASE (documenta X, 1997).

Anläßlich der Bundestagswahl 1998 gründet Schlingensief die Partei CHANCE 2000, die weit über den Kunstraum hinaus internationale Aufmerksamkeit erfährt. Zwischen 1997 und 2002 arbeitet Schlingensief auch als TV-Moderator und geht mit den eigenen Formaten TALK 2000, U 3000 und dem Nicht-Behindertenmagazin FREAKSTARS 3000 auf Sendung.

Im Rahmen der Wiener Festwochen veranstaltet Schlingensief im Jahre 2000 die Container-Aktion BITTE LIEBT ÖSTERREICH. Versehen mit der Aufschrift AUSLÄNDER RAUS!, einer Wahlparole des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider, dominieren die vor der Staatsoper aufgestellten Container und die nach Vorbild des TV-Formats Big Brother darin eingesperrten Asylbewerber über Wochen die politische, mediale und öffentliche Diskussion.

Am Schauspielhaus Zürich verwirklicht Schlingensief gemeinsam mit ausstiegswilligen Neonazis den HAMLET (2001), seine bis heute einzige Klassikerinszenierung, aus der unter dem Namen REIN ein eigener Verein zur Resozialisierung ehemaliger Extremisten hervorgeht.

Mit CHURCH OF FEAR (COF) nimmt Schlingensief an der 50. Biennale Venedig (2003) teil. Ausgehend von seiner ATTA-TRILOGIE, die sich aus den Theateraktionismen ATTA-ATTA (Volksbühne, 2002), BAMBILAND (Burgtheater Wien, 2003) und ATTABAMBI - PORNOLAND (Schauspielhaus Zürich, 2004) zusammensetzt, setzt Schlingensief damit die Arbeit an einem Gesamtkunstwerk fort, das im zunehmenden Maße Sinn und Unmöglichkeit der Kunst selbst zum Inhalt hat. Im Sommer 2005 wird die CHURCH OF FEAR im Kölner Museum Ludwig präsentiert. Bei den Bayreuther Festspielen 2004 inszeniert Schlingensief den PARSIFAL, damit zugleich seine erste Oper. Die Neuinterpretation des Wagnerschen Bühnenweihefestspiels findet international große Zustimmung. Auch die Wiederaufnahme 2005 wird kontrovers diskutiert und von der Presse gefeiert. Gemeinsam mit seinem Alter ego Hosea Dzingirai beschreibt Schlingensief in KUNST & GEMÜSE, A. HIPLER (2004) "Theater ALS Krankheit". Die von der an ALS leidenden Angela Jansen aus dem Zuschauerraum geleitete Vorstellung wird 2005 zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen.

Im Mai 2005 präsentiert Schlingensief auf dem Reykjavik Art Festival den ersten Teil seines aktuellen Projekts DER ANIMATOGRAPH, eine "begehbare Fotoplatte" (C. Schlingensief), in der mit filmischen, theatralen, operalen und aktionistischen Elementen die wesentlichen Stränge von Schlingensiefs Oeuvres zusammenlaufen. Weitere Teile des ANIMATOGRAPHEN finden 2005 in Neuhardenberg bei Berlin, Namibia und am Burgtheater Wien statt. Das Herzstück des Neuhardenberger Animatographen, die Drehbühne mit Namen RAGNARÖK, ist vom 2.6. bis 5.11.2006 im Museum für bildende Künste Leipzig ausgestellt.
Christoph Schlingensief lebt in Berlin.

Text: Jörg van der Horst

Kunstraum Innsbruck, Ausstellungsansicht: DER KÖNIG WOHNT IN MIR CHRISTOPH SCHLINGENSIEF, 2008, Foto: Florian Schneider, 2008.
Kunstraum Innsbruck, Ausstellungsansicht: DER KÖNIG WOHNT IN MIR CHRISTOPH SCHLINGENSIEF, 2008, Foto: Florian Schneider, 2008.