CORINNE WASMUHT

Kuratiert von Veit Loers
Corinne Wasmuht gehört zur Künstlergeneration der neunziger Jahre. Ihre großen Bildtafeln mit gegenständlichen und abstrakten Elementen entwickelten sich damals im Gegensatz zur abstrakten gestischen Malerei als eine Art gedachte Figuration, die das fiktive Element wieder neu im Bild verankerte. Die Raumverschlingung oder Räumeüberlagerung in den Gemälden ist eine destruktive Raum-Zeit-Verflechtung im Sinne der Hypothese einer vierten Dimension. Der Sogwirkung der Perspektive antwortet ein Schwebezustand, der sich in der Raumkonsistenz verfestigt, ein Phänomen, das sich im Malprozess ereignet und nicht in der Projektion der Räume, die aus eigenen Fotos oder Internetfotos stammen. Die Welt der Farbpixel entsteht zwar im Fotoshop, aber ihre farbige Intensität und Dichte erhält sie erst durch die mosaikhafte Malerei. Nicht von ungefähr hat Wasmuht ihre Bilder in den neunziger Jahren mit Collagen vorbereitet. Corinne Wasmuhts Gemälde sind wie Röntgenaufnahmen einer übermenschlichen, von Computern gesehenen Welt, in der Erinnerungsbruchstücke und fotografische Dokumentation topographischer Szenarien aufleuchten. Straßenfluchten, Airporthallen, Wildnis, Wasserfälle, die ganze vernetzte Welt wird in Energiefelder zerlegt. Waren es in den neunziger Jahren Facetten wie möglicherweise von Insekten gesehen, so geht es jetzt um ganzheitliche Szenarien, die wie eine Fata Morgana mitunter auf dem Kopf stehen oder gedoppelt sind: Wie „oben so unten, wie innen so außen“ heißt eine der Maximen des Hermes Trismegistos.
Die Ausstellung im Kunstraum Innsbruck ist das Projekt für einen Raum. Sie zeigt ein großes neues Gemälde in Gegenüberstellung zur 1999 entstandenen Bildtafel „Menschen im Kunstlicht“, das eine Reihe von Porträts aus den Medien in simultanem Gegenüber vereinigt. Zusätzlich wird erstmals ein Block von ihren Fotoprints ausgestellt.
CORINNE WASMUTH
geboren 1964 in Dortmund, aufgewachsen in Peru und Argentinien, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, lebt und arbeitet in Berlin. Sie lehrt an der Akademie der Bildenden Kunst in Karlsruhe. In den Jahren 2010 und 2011 erhielt sie den ersten Oberrheinischen Kunstpreis und den August-Macke-Preis. Sie nimmt an der 54. Biennale von Venedig teil.
Text: Veit Loers